Der Bildungs- und Erziehungsauftrag der Grundschule beinhaltet mehr als den Erwerb von Wissen: Die Grundschule unterstützt die Schülerinnen und Schüler bei der Entwicklung ihrer Persönlichkeit. In einer Atmosphäre des Vertrauens und der Anerkennung bauen die Kinder Selbstwertgefühl und Eigenverantwortung auf. Darüber hinaus sollen die Kinder Rücksichtnahme, Verantwortungsbereitschaft oder Konfliktfähigkeit und grundlegende Werte erwerben.
Schulisches Lernen knüpft an die Erfahrungs- und Erlebniswelt der Schülerinnen und Schüler an. Durch gezielte Auswahl der Unterrichtsmethoden fördern Grundschullehrkräfte die Eigenaktivität und Selbstständigkeit der Kinder.
Die Grundschule stärkt die Leistungs- und Anstrengungsbereitschaft der Schülerinnen und Schüler und ihr Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten. Dies geschieht durch Anerkennung der individuellen Lernfortschritte, durch Ermutigung und Unterstützung bei schwierigen Aufgabenstellungen. Die Kinder erleben eine Atmosphäre der Wertschätzung in der Klasse, die unabhängig von der Leistung ist.
Ich will unsere Kinder im Freistaat stark machen fürs Leben. Ganz wichtig für den Lernerfolg ist das Von- und Miteinanderlernen. Die Lehrkräfte begleiten den individuellen Lernprozess ihrer Schülerinnen und Schüler und fördern sie umfassend – auch in ihrer Persönlichkeit. Am Ende der Grundschulzeit schlagen die Schülerinnen und Schüler entsprechend ihrer Stärken, Talente und Interessen ihren individuellen Bildungsweg an einer weiterführenden Schulart ein. Für mich steht fest: Unsere bayerischen Grundschulen stehen für eine ganzheitliche Bildung. Hier wird schon in jungen Jahren das Fundament gelegt für lebenslanges Lernen.
ANNA STOLZ
Bayerische Staatsministerin für Unterricht und Kultus
Übergreifende Bildungs- und Erziehungsziele
Den Schülerinnen und Schülern begegnen in ihrer Lebenswelt Themen, die über die Grenzen eines einzelnen Unterrichtsfaches hinausreichen.
Diese finden sich in den schulart- und fächerübergreifenden Bildungs- und Erziehungszielen wieder.
Die Schülerinnen und Schüler beschäftigen sich mit diesen Themenbereichen sowohl im Fachunterricht als auch in fächerverbindenden Projekten und im Schulleben. Dies trägt zur Entwicklung einer ganzheitlich gebildeten und alltagskompetenten Persönlichkeit bei.
Überblick
Der LehrplanPLUS formuliert folgende schulart- und fächerübergreifende Ziele:
Die Themen Gesundheitsvorsorge, Ernährung, Haushaltsführung, selbstbestimmtes Verbraucherverhalten und Umweltverhalten dienen dem Erwerb von Alltagskompetenz.
Der Lehrplan für die Grundschule greift die berufliche Orientierung altersangemessen und in Anbindung an die Lebenswelt der Kinder im Fachlehrplan für den Heimat- und Sachunterricht (HSU) auf. Der Lernbereich Technik und Kultur des HSU-Lehrplans sieht für die Jahrgangsstufen 1 und 2 z. B. vor, dass die Schülerinnen und Schüler aus dem Alltag bekannte Berufe in Landwirtschaft, Handwerk, Industrie und Dienstleistung beschreiben, sie unterschiedlichen Arbeitsfeldern zuordnen und deren Bedeutung für unser Alltagsleben bewerten. So schafft die Grundschule eine alters- und entwicklungsgerechte Grundlage, die als Anknüpfungspunkt für konkrete Maßnahmen der Berufsorientierung an weiterführenden Schulen dient.
Bildung für Nachhaltige Entwicklung (Umweltbildung, Globales Lernen) ist im LehrplanPLUS Grundschule mit zahlreichen Kompetenzen und Lerninhalten sowohl fächerübergreifend als auch konkret im Fachlehrplan Heimat- und Sachunterricht verankert.
Darüber hinaus lernen Kinder durch regelmäßige umweltbezogene Projekte (z. B. zur Müllvermeidung sowie zum Energie- und Wassersparen), sich umweltbewusst zu verhalten. Auch die Teilnahme an freiwilligen Arbeitsgemeinschaften kann hierzu beitragen.
Die Familien- und Sexualerziehung begleitet den seelischen und körperlichen Entwicklungsprozess von Schülerinnen und Schülern. Die Richtlinien zur Familien- und Sexualerziehung an bayerischen Schulen betonen, dass es sich hierbei um eine gemeinsame Erziehungsaufgabe handelt. Eine enge und vertrauensvolle Bildungs- und Erziehungspartnerschaft zwischen Eltern und Lehrkräften ist hier besonders wichtig. Die Schule hat dabei die Aufgabe, die Eltern rechtzeitig über Ziele, Inhalte und Form der Durchführung der Familien- und Sexualerziehung zu informieren, um das natürliche Erziehungsrecht der Eltern zu wahren.
Einen unterrichtlichen Einbezug von außerschulischen Experten an Grundschulen sehen die Richtlinien ausdrücklich nicht vor.
Die Schülerinnen und Schüler befassen sich mit Ernährung, Bewegung, Hygiene, Stress/psychische Gesundheit, Sucht-/Gewaltprävention und lernen, achtsam und verantwortungsvoll mit sich selbst umzugehen.
Im Rahmen der Interkulturellen Bildung erwerben die Schülerinnen und Schüler wichtige Kenntnisse über andere Kulturen und Religionen, die in einer multikulturellen und globalisierten Gesellschaft ein sensibles Verhalten und friedvolles Zusammenleben ermöglichen.
Die Schülerinnen und Schüler entwickeln ein Bewusstsein für künstlerisches Schaffen und schätzen die Bedeutung kultureller Leistungen für die Gesellschaft.
Kulturelle Bildung dient einer ganzheitlichen Bildung. Sie fördert eine Lebensgestaltung, in der sowohl Individualität, z. B. Werthaltungen und Identität, als auch gesellschaftliche Teilhabe ihren Ausdruck finden.
Digitale Medien verändern unser Leben, Lernen und Arbeiten. Das Wissen über und die Anwendung von digitalen Medien (digitale Kompetenz) wird daher immer wichtiger.
Eine digitale Bildung, die dem Alter der Kinder entspricht, ist daher auch Ziel der Grundschule und im Lehrplan verankert. Das bedeutet nicht, dass es weniger wichtig wird, lesen, schreiben und rechnen zu können.
Die Grundschullehrkräfte planen ihren Unterricht sehr bewusst und nutzen Medien auch für den Erwerb von Basiskompetenzen.
Eine vertrauensvolle Zusammenarbeit von Lehrkräften und Eltern trägt zum erfolgreichen Lernen mit und über digitale Medien bei. Ziel ist eine kind- und altersgerechte Mediennutzung, die auch Grenzen aufzeigt und beachtet.
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Im Rahmen der Ökonomischen Verbraucherbildung erwerben die Schülerinnen und Schüler kindgerecht Kompetenzen, die sie zu einem verantwortungsvollen, nachhaltigen und wertorientierten Konsumhandeln anregen.
Politische Bildung ist im Bildungs- und Erziehungsauftrag der Grundschule fest verankert.
Eine partizipative Lern- und Schulkultur kann von der Beteiligung im Schulalltag (z. B. durch Verfahren zur Konfliktbearbeitung und Mediation) bis hin zum Engagement in Formen der Schülermitverantwortung (z. B. Klassenrat, Klassensprecher etc.) reichen. Die Kinder lernen, dass Partizipation mit Rechten, aber auch mit Pflichten einhergeht.
Toleranz, der Umgang mit negativen Gefühlen gegenüber anderen sowie respektvolles Verhalten in der Gesellschaft sind insbesondere im Lernbereich Demokratie und Gesellschaft des Faches Heimat- und Sachunterricht verankert. Darüber hinaus sind diese Themenbereiche auch in den Fachlehrplänen für den Religions- und Ethikunterricht in allen Jahrgangsstufen verbindlich vorgesehen.
An allen bayerischen Schulen gibt es künftig wöchentlich eine sogenannte Verfassungsviertelstunde. In diesen 15 Minuten wird zum Beispiel eine Textstelle aus dem Grundgesetz oder der bayerischen Verfassung alters- und kindgerecht behandelt oder über Werte diskutiert.
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Soziales Lernen ist grundsätzlich Unterrichtsprinzip in der Grundschule. Es gibt verschiedenste Anlässe, die Kinder zu sozialem Handeln anregen oder ihnen weiterhelfen, wenn sie in diesem Bereich noch Entwicklungspotential haben. Dazu gehören Begrüßungsrituale am Morgen, die Übernahme von Klassendiensten für die Gemeinschaft, die Kooperation in Partner- und Gruppenarbeiten oder Kooperationsspiele in Sport. Hilfsbereitschaft, gewaltfreie Konfliktlösung sind u. a. Thema in Fächern wie Religion oder Ethik. In Arbeitsgemeinschaften wie „Juniorhelfer“ oder „Streitschlichter“ erhalten teilnehmende Kinder das erforderliche Wissen und Können für diese Aufgabe.
Sprache ermöglicht die kommunikative Teilhabe an einer Gemeinschaft. Die Beherrschung der deutschen Sprache ist Voraussetzung für schulischen Erfolg. Sprachförderung ist daher nicht nur ein Anliegen des Faches Deutsch, sondern eine zentrale Aufgabe aller Fächer.
Technik bedeutet Fortschritt, kann aber auch Gefahren für den Einzelnen, die Gesellschaft und die Umwelt in sich bergen. Die Schülerinnen und Schüler kennen den Entwicklungsprozess von der Idee zum Produkt. Sie reflektieren die Chancen und Risiken neuer technischer Entwicklungen und deren Folgen.
Die Schulen tragen eine besondere Verantwortung dafür, die Schülerinnen und Schüler für eine sichere Teilnahme am Straßenverkehr und altersgerechte Mobilität zu sensibilisieren. Die Verkehrserziehung ist daher auch im Lehrplan umfangreich verankert.
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Die Schülerinnen und Schüler begegnen in einer offenen und globalisierten Gesellschaft der Vielfalt von Wertvorstellungen. Sie setzen sich mit den verschiedenen Antworten auf Sinnfragen auseinander. Dabei finden sie in politischen, religiösen und sozialen Zusammenhängen zu eigenen Werthaltungen.
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Stand: 07. Mai 2024